Das „Grüezi” aus dem dunkelrot geschminkten Mund der Flight-Attendant beendet die Ferien abrupt. Müde kämpfen wir uns durch den langen Rumpf der Swiss, vorbei an stoisch lächelnden Flugbegleiterinnen und aufgeregten Passagieren. Direkt vor dem Notausgang sitzt ein Ehepaar, die Hände eng ineinander verschlungen, die Füssen wild wippend, die rettende Tür in Reichweite. Das Flugzeug ist komplett besetzt, die meisten Fluggäste sind Schweizer, die wie wir aus dem Irlandurlaub heimkehren. Unser zehntägiger Trip durch Irland war toll, das Wetter ungestüm, die Landschaft von wilder Schönheit. Doch ein schales Gefühl bleibt, Reisefrust macht sich breit: Was suchen wir so dringend in der Ferne, das uns immer wieder dazu bringt, uns in eine enge, stickige und ohrenbetäubend laute Röhre zu quetschen und mit fast 800 Kilometern pro Stunde durch die Luft zu schiessen?
Reisefrust #1: Wo die Abfallberge glitzern
Ich leide an Reisefrust. Warum? Die Menschen sind noch nie so viel gereist wie heute. Was früher ein Privileg der Wohlbetuchten war, ist heute zur Massenaktivität verkommen. Billigflieger katapultieren uns in wenigen Stunden an meilenweit entfernte Orte, wo wir uns mit anderen Touristen durch enge Städtchen zwängen, wie Ölsardinen an einem Strand liegen oder stundenlang Schlange stehen, nur um uns in einem Museum gegenseitig auf die Füsse zu treten. Und selbst abseits der ausgetretenen Pfade pilgern heute Scharen von Touristen – den sozialen Medien sei Dank.