Gestern Mittag war ich im Wald. Ich lief meine übliche Joggingrunde, kämpfte mich keuchend den gehassten Hang hinauf, kreuzte andere keuchende Joggerinnen und Jogger, manche in kurzen Hosen, manche in Wollpullis. Seit dem Lockdown hat sich die Anzahl Joggerinnen und Jogger im Wald exponentiell vermehrt, also nahm ich einen Schleichweg, kahle Äste schlugen mir ins Gesicht, ich versank knöcheltief im Schlamm, fluchte über meine nassen Füsse. Und da entdeckte ich die ersten Knospen an den Bäumen, spürte das zaghafte Wiedererwachen der Natur und wusste: Es ist auch für mich Zeit für einen Neustart.
Neustart, das hört sich verlockend an. 2020 war trist und deprimierend, ein Jahr randvoll gefüllt mit Ängsten, Trübsal und Tränen. Ein klitzekleines Etwas dominierte plötzlich den Alltag, war der Star der Show, sorgte für Negativ-Schlagzeilen, die sich bedrohlich wie dunkle Wolken am Himmel auftürmten, raubte den Schlaf und den Verstand. Menschen stritten auf einmal um Positivitätsraten, R-Werte und den Sinn und Unsinn von Massnahmen, Massentests und Masken. Ich diskutiere nicht mehr mit – nein, 2021 soll anders sein.