Ein Blick auf Instagram und die unzähligen Selfies von Herrn und Frau Schweizer genügt: Ja, Selfies sind salonfähig geworden. Da lassen Männer ihre kraftraumgestählten Muskeln spielen und Frauen klimpern mit falschen Wimpern oder lichten ihre solariumgeküssten Körper halbnackt vor dem Badezimmerspiegel ab. Kein Wunder, hat der Oxford Dictionary 2013 das Wort zum Wort des Jahres gekürt, zum Wort also, das den Zeitgeist am besten widerspiegeln soll.
Instagram: Schein oder digitales Nichtsein, das ist hier die Frage
Ganz ehrlich: Ich mag Selfies nicht. Und Instagram ödet mich an. Denn was bitte schön ist interessant an den ewig gleichen Bildern von grünen Smoothies, weissen Designermöbeln, Sukkulenten in niedlichen Töpfen und zurechtgefilterten Menschen? Mir fehlt die Originalität. Und die Authentizität. Instagram ist zu steril, zu perfekt. Da gibt es keine überquellenden Wäschekörbe, keine vergammelten Äpfel in der Obstschale, keine Pickel im Gesicht, keine Ehekrisen oder schreienden Kinder – die Realität hat auf Instagram keinen Platz.